Viel Lärm um nix.

Ich bin wieder da Leude. Sorry brauchte mal ne kurze Pause von Allem. Aber hey, auf den neuen Twillight Teil musstet ihr damals auch über nen Jahr warten! Was sind da schon 2 Monate Funkstille von Anna Fähres Popel Blog? Ich hab keinen einzigen Follower verloren (sogar noch 3 auf Twitter hinzugewonnen haha)  – Super ich liebe euch!

In der Nacht wache ich mit Herzrasen auf: Irgendwo schreit eine Frau in regelmäßigen Abständen. Ist da jemand in der akuten Austreibungsperiode und ich werd gleich zur Geburt gerufen? Ich blicke mich um und sehe stapelweise Pizzakartons und eine traurig verwelkte Zimmerpflanze. Ach nee das ist nur mein Nachbar beim allnächtlichen Bumsen und ich befinde mich ausnahmsweise mal nicht im Dienstzimmer sondern in meinem Eigenheim. Den extatischen Schreien der Ische nach zu urteilen, muss ers echt drauf haben.

Morgens wache ich wie gerädert auf. Die Rammelgeräusche meines Übermieters lassen mich jedes Mal panisch aufwachen, weil ich denke ein Erdbeben sei ausgebrochen. Total geil wenn du eh nur 5 Stunden zu pennen hast. Ich sollte ihn mal höflich fragen ob er so Filzstopper unter sein Bett kleben könnte.
 Vor der Arbeit erstmal 4 Kippen weginhalieren, weil man nie weiß wann man Zeit für die nächste hat und sich mit möglichst viel Kaffee voll ballern. Dazu höre ich „Einfach lieb ficken“  von Sofaplanet auf voller Lautstärke, als Rache für meine Nachbarn und singe unter der Dusche lauthals mit.
Wenn ich das Krankenhaus betrete, grüßt mich schon der nette Herr an der Pforte: „Schon wieder hier? Haben Sie eigentlich auch mal frei?“ „Nö.“ Und mit dem Kittel schlüpfe ich in die Rolle einer verantwortungsvollen Person. Wo werde ich heute wohl eingeteilt werden? Ruhige Kugel auf der Wöchnerinnenstation schieben, wo mich die Schwestern mittlerweile wie ihre Tochter lieben und mit „Kind du musst erstmal was essen, hier hast du etwas Schokolade“ begrüßen, welche ich aus Höflichkeit immer in meinem Kittel verschwinden lasse (ich hasse Süßes) und murmle „Bin im Stress, ess ich gleich.“ Nur um sie irgendwann unauffällig zu entsorgen.
Oder werde ich in der Hölle auf Erden, dem Kreissaal, landen? Da haste im 12 Stunden Dienst echt keine (Raucher-) Pause und wirst die ganze Zeit hektisch belabert: „Gleich sind 2 Plazenta praevias mit aktuell wasserfallartiger Blutung angekündigt, kommen mit der Rettung, bereite schon mal alles für die Not OP vor!!!!“ Und während ich das alles panisch versuche zu organizen dass die Blutkonserven pünktlich gekreuzt vorliegen und das OP Team und die Kinderärzte informiert werden, schreit mich eine hysterische Patientin an, warum sie jetzt schon 20 Minuten auf nen Arzt warten muss!? Dann muss man dieser höflich verklickern, dass gerade 2 Notfälle im Anmarsch sind, wo es um  Leben um Tod geht und ihr Scheidenpilz  sich da leider etwas gedulden muss. Hat sie leider kein Verständnis für und droht mit dem Anwalt.
Die eine angekündigte Blutung stellt sich dann als winziger Bluttropfen in der Unterbuchse heraus, der mir auch noch stolz gezeigt wird. Trotzdem gucke ich mit dem Ultraschall nach, ob das Kind noch lebt und ob es zeitgerecht entwickelt ist, während 10 aufgeregte Angehörige um mich herumtanzen und fragen: „Baby gut? Baby gut?“ und zu meiner Riesenfreude schlägt das Herz kräftig. „Baby alles gut!“ teile ich fachmännisch mit.
 Als das geklärt ist brüllt die freudige Horde: „Kannst du gucken: Junge oder Mädchen?“ und man denkt sich „Alter ich dachte grad: Hauptsache das Kind lebt und war froh dass ich alle wichtigen Parameter darstellen konnte. Keine Ahnung wie ein Pimmel im Ultraschall aussieht, dafür ist der normale Frauenarzt doch da, dass der das in Ruhe nachlugt, und nicht ich, wenn hier eh schon die Hütte brennt.“ Und sage ruhig: „Kann ich gerade nicht sehen, der kleine Fratz hat die Beine übernander. Also alles gut und das nächste Mal sehen wir uns hoffentlich zur Geburt.“ Und Zack zieht die muntere Truppe wieder von dannen, die Schwangere die eben noch mit Blaulicht und dramatisch verzehrtem Gesicht angeliefert wurde, hüpft beherzt von der Liege und tanzt aus dem Raum. Yeah.

 Sowas hat man da im Minutentakt. Ein Seiltanz zwischen Lapalien und wirklich krassen Sachen wo du dir vor Angst in die Hose scheißt. Aber das ist vielleicht auch gerade das Geile an meinem Job. Immer einsatzbereit sein für neue Action. Wer braucht da noch Chirurgie?
 Geil sind auch die 3000 Ocken, die am Ende des Monats auf dem Konto landen. Was macht man mit dem vielen Geld? Erstmal einen langersehnten Kindheitstraum erfüllen: Lange Haare. Also ließ ich mir 60cm  indisches Echthaar im Wert einer kompletten Monatsmiete auf den Kopf klatschen und seh jetzt aus wie eine Barbie. Juhuu!



Das traurige ist echt, das man nach der Arbeit so kaputt ist und sein ganzes Geld beim Onlineshoppen aus dem Fenster schmeißt für Dinge, an denen man sich vor lauter Stress eh nicht erfreuen kann (Zum Beispiel erstrahlt mein Badezimmer jetzt in einer hochwertigen „Dom-Rep“- Optik).
 Meine Honori Altbau Bude sieht mittlerweile aus wie ein Rumpelkammer, und meine Zimmerbepflanzung ist vertrocknet wie die Mumu einer 80 jährigen und in der Mitte verfault, weil ich immer noch die Hoffnung hatte, wenn man das verdörrte Gestrüpp nur noch einmal ordentlich wässert wird das schon wieder. Es lebe die Plastikblume. Und die nächste Investition wird ein gut aussehender Putzmann sein, der oberkörperfrei meine Wohnung säubert, während ich mit Lieferfraß auf dem Bett dinniere. Ich werde berichten. Oder Schalldämpfung fürs Schlafzimmer. Mal gucken.

6 Kommentare:

  1. Jeden verdammten Tag geschaut, ob du wieder online bist <3

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  2. DESWEGEN haben wir uns nun ne Dachgeschossbude genommen, damit niemand über unseren Köpfen rumbumst. ;-)
    Mit blonder Mähne, Lippenstift und lackierten Fingernägeln siehst Du mittlerweile fast schon wie eine seriöse Ärztin aus.
    :-P


    PS: Einer der letzten Suchanfragen, die auf meinen Blog führten, war übrigens: doctorfaehresdiary ;-)
    Schön, Dich wieder zu lesen.

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Na was sachste dazu, Babe?