Koks, Messerstecherei und Spielautomats-Geburtstag

Es war wiedermal so weit: Ich hatte Geburtstag und hab es mir nicht nehmen lassen, ein letztes Mal in meiner Studistadt zu feiern. Alle waren sie gekommen und wurden mit Käsekuchenschnaps, russisch Koks,  90er Playlist und Flip-Cup-Turnier dazu genötigt, in Partystimmung zu kommen und nicht weiter mit medizinischen Fachbegriffen um sich zu werfen.


 „Die reden hier alle nur von Krankheiten, Anna, ich versteh kein Wort“, sagte Grundschullehrerin Boobie. „Alter jetzt hört mal auf über vaginale Ultraschalle zu philosophieren. Neues Thema: Was geht in eurem Sexleben so ab?“ lenkte ich das Gespräch geschickt in eine für alle interessante  Richtung. 

Pünktlich um Mitternacht klingelte dann wie jedes Jahr der nette Hausmeister Gagamehl und bat um Ruhe. „Kein Problem, Babe, wir wollten eh grad weiterziehen und ich hab übrigens Geburtstag!!!“  Also gings weiter in die City.
meine russisch Koks Variante: 43er+Wodka+Zitrone+Puderzucker+Kakao

„Seid ihr sicher, dass wirs riskieren sollen, in den Laden zu gehen, wo ich schon 2 mal Hausverbot  wegen Rumpöbeln bekommen hab?“ „Ach die erkennen dich eh nicht wieder!“ meinte Kitty.
Und dem war auch so: Alle kamen problemlos durch die an Flughafenboarding erinnernde Sicherheitskontrolle.


Nachdem ich 2 Partygäste erfolgreich  verkuppelt, mich im Tanzkreis mit meinen neuen Latinomoves zum Affen gemacht hatte und das Licht im Club wieder anging, löste sich der wilde Haufen auf und ich rief den Türstehern beim Rausgehen fröhlich „Danke, dass ihr mich reingelassen habt Jungs! War nen super Abend! Ich hatte übrigens eigentlich Hausverbot! Hahahaha!“ zu.

 Der harte Kern ging dann noch den obligatorischen Night-Snack-Döner essen. Glücklich wollte ich mich mit meinem Knoblauch Falafel an den Tisch setzen und entdeckte dort ein fremdes Mädel alleine und ohne Essen sitzen.
 „Würde es dir was ausmachen, dich einen Tisch weiterzusetzen? Dann könnte ich bei meinen Freunden sitzen?“
 „Wenn du dich nicht sofort verpisst du F***e, dann schlag ich dir in die Fresse!“ , kam als Antwort. Oh. „Kein Problem, Babe“, sagte ich und setze mich auf einen Stuhl, direkt hinter der netten Dame und rief ihr ins Ohr: 
„Geil, dieser Stuhl hier ist eh viel bequemer als deiner!! Der hätte bei DieSims locker nen Komfort von 4!! Wie gemütlich das hier ist!!“
 „Halt deine Schnauze, oder ich hol gleich mein Messer raus und stech dich ab!“
 „Haha das erinnert mich jetzt an die Messer-Szene von Crocodile Dundie in New York! Kennste die? Mega lustig! Aber mach doch, Babe! Wenns dir das wert ist.“
 Endlich machte sie nen Abgang, wahrscheinlich um ihr Messer zu holen, und ich konnte doch noch an den Friendstable. 

„Borr ist die Anna taff, was die sich traut! Fast so wie Jeanne D`arc!“ Sagte der verheiratete Zahnarzt, den wir im Club aufgegabelt hatten, anerkennend. „So witzig ist das nicht, das letzte Mal als sie an Karneval ne Schlägerbraut provoziert hat, hatte sie 5 Minuten später ne aufgeplatzte Lippe und war nur noch am heulen“, meinte Boobie. 

Mittlerweile war es halb 6. Die perfekte Zeit um „das Morgengrauen“ auszuprobieren. Das ist eine Bar die von 4-10Uhr aufmacht. Den alkoholisierten Zahnarzt brauchten wir, weil wir den Weg nicht wussten und so hatten wir ihn an der Backe.

  Ich nutzte die Gelegenheit für ein kostenloses Beratungsgespräch: „Du ich hab mir letztens meinen Retainer-Draht selbst mit nem Schaschlik Spieß rausgebrochen, weil der mich genervt hat, habe aber jetzt noch den ganzen Mund voll mit dem Kleber. Was soll ich machen?“
 „Ich kann dir das jetzt sofort rausschleifen, wenn du möchtest, da vorne ist meine Praxis!“ Zum Glück lehnte ich geistesgegenwärtig ab, wahrscheinlich hätte mich sonst am nächsten Morgen ein zahnloses Face aus dem Spiegel angelacht.

Plötzlich standen wir vor einem herkömmlichen Wohnhaus: „Hier ist es. Man muss klingeln wenn man rein will.“ Dubios. Doch ein freundlicher Türsteher öffnete uns und wollte unsere Ausweise sehen. „Ich habe Geburtstag und bin schon 27!“ posaunte ich stolz. „Miranda darf nicht rein. Sie ist erst 14!“, antwortete er nur. „Rechne lieber nochmal nach Babe.“ „Oh. 23. Sorry.“ „Kein Ding! Passiert doch jedem Mal.“

Hach was war das für ein Laden. 90er Jahre Mucke gewürzt mit Helene Fischer – was will man mehr. Leider war mein Aussie von dem ich euch schon mal was geschrieben habe auch da und ich hatte ihn dann an der Backe. Ich versuchte ihn noch zu vertreiben, in dem ich im Minutentakt den Falafel-Knoblauch aufstieß, aber er war einfach nicht abzuwimmeln. Außerdem antwortete ich manchmal aus versehen auf Spanisch statt auf Englisch auf sein Gelaber.

 Der Zahnarzt wollte unbedingt den Spielautomaten ausprobieren. „Anna ist darin Experte! Die drückt dir den in Nullkommanix zum Jackpot, die war nämlich mal ne Zeit lang spielsüchtig!“ Danke Boobie.
 Einmal gedrückt und schon war ich wieder angefixt und guckte nach jeder bezahlten Runde nach Kleingeld in meinem Münzfach oder suchte auf dem Boden danach. Zum Glück kostete eine Runde aber immer glatt 10 Euro, sodass kein Geld zum verballern da war. Als ich irgendwann doch mal 30 Cent fand, konnte ich jedoch durch meinen vernebelten Blick den Geldschlitz nicht mehr finden und gab auf. Noch mal die Kurve zum Spielsuchtrückfall gekratzt.

Dann erspähte ich den niedlichen Schwulen, der aussieht wie Legolas, aus meinem Stammfriseurladen und dachte, wenn ich den nach Feuer frage, hat der wenigstens keine Hintergedanken, wie die anderen Lüstlinge hier: „Ach bis du nicht die Kundin von Gerome mit den verrückten Frisuren immer?“ „Jau!“ „Dir würde nen Kurzhaarschnitt auch super stehen!“ 
„Du ich bin jetzt seit 2 Jahren Single und hab die Erfahrung gemacht, dass Jungs eher auf lange Haare stehen. Deshalb lass ich die jetzt lang wachsen.“ 
„Das du noch Single bist, liegt aber nicht an deinen Haaren.“
 Hm? Was soll das heißen? Egal.

 Um halb 9 konnten wir uns endlich loseisen und gingen im Hellen nach Hause. 
Das muss man im Januar erst mal schaffen.


5 Kommentare:

  1. toll, da komm ich einmal nicht mit und der abend in m. gelingt mal ohne rauswurf und geheule. beim pöbeln mit der fotzenische wär ich auf jeden am stizzel gewesen und hätte mich am stuhl gerieben. und kann mir gut vorstellen, wie du mit nur noch einem auge vor dem spielautomaten hockst und fachsimpelst ^^ perfekter start ins neue lebensjahr! freu mich auf die poardy bei ruhrpott boris übernächste woche. l.o.v.e peace

    AntwortenLöschen
  2. Das der Abend für unsere Verhältnisse mal gesittet ablief, lag vielleicht gerade daran, dass du nicht da warst :D
    2 Pöbel-Fähres auf Krawall gebürstet sind einfach too much. Aber es wurde von allen Seiten betont, dass du gefehlt hast!!

    AntwortenLöschen
  3. Bist ja auch ein Böckchen. ;-) Happy birthday nachträglich!

    AntwortenLöschen
  4. Wow bei dir geths ja ab :D
    Alles Gute im Nachhinein ;)

    AntwortenLöschen
  5. Hahahaha selten so gelacht um diese frühe Uhrzeit. Erinnert mich an Hera Lind? Kennste? Meisterin der flapsigen Rede :)

    AntwortenLöschen

Na was sachste dazu, Babe?