Einsatz unter Palmen.

Kitty und ich taten in diesem Urlaub alles um uns den Lernstoff von 6 Monaten, sowie den Stress der vergangenen Wochen, aus dem Leib zu feiern.

Nach 2 Tagen hießen wir nur noch die „Cerveza-Girls“ und uns wurde von allen Seiten ans Herz gelegt: „Today only aqua for you! Maybe 2 Cervezas but no more!“. „Si claro“ antworteten wir nur und gaben unserem Lieblings-Kellner während dessen unser Geheimzeichen für „2 Bier bitte.“ 

Als ich gerade genüsslich an meinem lauwarmen Bier nippte, mir die 20. Kippe des Tages ansteckte und mich wie eine Sonnenmilch-Robbe auf der Liege aalte, bemerkten wir aufkommende Unruhe am Strand. 

„Oh da vorne kommt ein Fettwanzt nicht mehr alleine aus dem Wasser!“

 Amüsiert beobachteten wir, wie Juan und seine Freude sich Baywatch mäßig mit der roten Rettungsboje in die Fluten stürzten und den japsenden Touri, nach ner halben Stunde, sicher an Land hieften.

 „Oh ne, glaubst du wir müssen da jetzt mal hin gehen und fragen, ob der nen Arzt braucht?“ , fragte Kitty. 

„Was müssten wir denn machen, falls der nen Herzstillstand hat?“

 „30:2 Zyklus kardiopulmonale Reanimation, eventuell einen präkordialen Faustschlag und falls die ein Intubationsset haben, intubieren. Und ne Ampulle Suprarenin zur Kreislaufstabilisierung geben. Vielleicht haben die ja hier auch nen Defi“  (Als ob.)

„Dann fällt aber unsere Tarnung auf…“

Kitty und ich hatten nämlich beschlossen, dass wir uns vom Niveau, an die anderen Gäste anpassen und haben allen erzählt wir wären Krankenschwestern in der Ausbildung. 

Kommt einfach sympathischer rüber als Arzt.

 Das wir fertige Ärzte seien, hätte uns eh keiner geglaubt, nachdem ich in der Disco mal wieder vor allen hingeknallt bin und wie ein Marienkäfer minutenlang benommen auf der Tanze lag, bis Juan mir aufhalf.

„Jo lass ma hingehen.“

 Also drückte ich die Kippe aus und exte schnell noch den Cerveza-Uwe um mit klopfendem Herzen zu dem japsenden Gast zu schlurfen. Dort angekommen sagte ich, mit einem Gesichtsausdruck der seriös wirken sollte:

 „I´m a doctor, you need help?“

 Misstrauisch beäugten uns die anderen Gäste und einer raunte zu seiner Frau (während er mit seinem Handy ein Video von dem Spektakel drehte) : 

„Die zwei müssen auch immer im Mittelpunkt stehen, ne?“

 Um professionell zu wirken fühlte ich sporadisch den Carotispuls, fühlte aber nur meinen eigenen rasenden Pulsschlag und sagte laut: „Todo bien! No worries.“  

 Glück gehabt. Das war unser erster Notfalleinsatz als fertiger Arzt und uns beide ging vor Aufregung die Pumpe bis zum Hals. Geglaubt hat uns aber niemand und so waren wir von nun an noch verhasster bei den anderen Gästen. 

Als Juan Kitty fragte, was ich da am Hals des Mannes mache, und sie ihm sagte, wir seien Ärzte, lachte er auch nur schallend und dachte wir verarschen ihn. Egal, wenigstens kann uns jetzt keiner wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen. Nach unserem Einsatz, schlenderten wir zurück zum Pool, als ich auf einmal  von hinten in den Arm genommen wurde!!

Der Schmuckverkäufer vom ersten Tag: „Du bist meine Liebling! Looki Looki meine Schmuck again? Heute Specialpreis for you! 50% Rabatt!!“ 

“Kitty!!! Hilf mir!! Morgen gehen wir da nicht mehr hin, wenn einer halb absäuft!! Das dankt einem hier eh keiner!!“ Natürlich soff am nächsten Tag der nächste Adipositas Patient ab und ratet wer sich wieder in die erste Reihe drängelte… 

Ein Arzt hat halt nie Urlaub.