Montagabend checkte Kitty bei mir ein, weil sie ja keine
Wohnung mehr in unserer Studistadt hatte, und zusammen steigerten wir uns in
mögliche Themen, die auf jeden Fall drankommen rein (Ich sag dir: das Fabry
Syndrom kommt auf jedsten dran! Das haben die gerade bei Facebook verbreitet,
dass ein Professor in Uni XY das in der letzten Vorlesung verraten hat! –
Erstens: ja nee is klar und wer oder was ist bitte ein Fabry? Nochmal schnell googeln. ) oder hielten uns gegenseitig nachts vom Pennen ab mit möglichen
Kreuztheorien.
Mein persönliches Highlight war Kittys Tip:
„Falls die nach
Chemotherapeutika fragen, kreuze ich immer Cisplatin an. Das sind einfach zu
viele verschiedene, die kann ich mir eh nicht merken.“ Und siehe da: Zack kamen
2 Fragen zu Cytostatika dran, und beides Mal war Cisplatin richtig! Das Glück
ist mit die Faulen.
Oder das andere absurde Erlebnis war eine Frage, bei der
jemandem ein Narkosemittel gespritzt wurde, und der Patient danach auf einmal
an ner Blutvergiftung starb. Welches der folgenden Medikamente ist dafür am
ehesten anfällig? Es folgten 5 Schmerzmittel, von denen ich mir stundenlang die
Wirkungsweise und Rezeptorspezifitäten reingepfiffen hatte, aber nicht, welches
davon am ehesten vergammelt. Also kreuzte ich einfach Propofol an, weil das das Medi
war, an dem Michael Jackson starb und sang im Kopf leise „Heal the world… make
it a better place!“ Und siehe da: Das war tatsächlich richtig, denn Propofol
ist nämlich auf Sojabasis. Aha. Wozu man das wissen muss, ist mir jetzt nicht
so klar, aber lassen wir das.
Nach Tag 3 knallten also die Sektkorken, sobald ich den
Hörsaal verließ und meine Bude wurde mal wieder als Afterworkpartylocation
auserwählt.
Selbstredend ist es mit einer Feierlichkeit nicht genug,
deshalb fuhr ich am nächsten Tag zurück zu Lola und Fred und ließ mich dort
auch noch ausgiebigst feiern. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte an diesem
Abend den Aussetzer, nur noch auf kölsch reden zu wollen (bin kein Kölner) und gab in einer Tour Anekdoten aus dem
Staatsexamen zum Besten, zum Beispiel vom Truckerfahrer Manfred mit seiner
Analfistel, sprich: ich war nach ner Zeit ziemlich nervig.
Quelle |
Auf dem Nachhauseweg,
kugelte Lola sich ihre Schulter, beim Zuknallen der Taxitür, aus. Anstatt mit dem
gleichen Taxi ins Krankenhaus zu fahren, riefen wir geistesgegenwärtig einen
Krankenwagen herbei und fuhren für mehrere Hundert Euronen in die 5 Minuten weit
weg liegende Klinik. Ich durfte vorne sitzen und laberte den übermüdeten
Rettungsani auf kölsch voll: „Du weißt schon, dass so ne anteriore Schulterluxation
übelst weh tut! Fahr mal schneller!!“ „Ich fahr extra so langsam, weil da jede
Erschütterung weh tut.“ „Wollt ihr dann nicht mal was spritzen, gegen die
Schmerzen… (jetzt versuchte ich mich in meinem alkoholumnebelten Zustand an
irgendein wichtig klingendes Schmerzmedikament zu erinnern…) zum Beispiel:
Ringerlösung!“ „Wieso? Das ist doch nur normales Wasser, was soll das bringen? Außerdem
dürfen wir nichts spritzen, wir sind ja keine Ärzte“, entgegnete der Sani zunehmend
genervt. Voller Enthusiasmus warf ich Lolas kompletten Portemonnaie-Inhalt in
den Fußraum und brüllte: „Ich bin Arzt seit gestern!Halb. Ich kann das doch machen!“
Oh man.
Hab ich schon gesagt, dass wir in das Krankenhaus fuhren, wo ich mich in
einem Monat bewerben will? Dort angekommen, machte ich alles, was in einem „Dinge-die-
man-als-Patientenangehöriger-auf-keinen-Fall-machen-sollte“-Ratgeber stehen würde:
Beschweren warum das so lange dauert, nach kostenlosen Wasser fragen, neugierig in andere Zimmer luken,
den behandelnden Arzt verbessern und nach Alkohol stinken.
Aber das beste war:
Während wir auf den armen diensthabenden Unfallchirurgen warteten, sagte Lola
plötzlich: „Oh jetzt ist die Schulter gerade von selber wieder rein gegangen.“
Kurz überlegt.. und es entwickelte sich der perfekte Meister-Plan! Wir
erzählten, dass kurzerhand ich den Arm mit meinem kleinen Finger wieder
eingerenkt hätte, denn ich wäre auch Arzt und übrigens gerade auf der Suche
nach ner Stelle. Komischer Weise wurde ich bis jetzt noch nicht zu einem
Vorstellungsgespräch eingeladen, aber vielleicht haben die auch einfach was
gegen Kölner.
Ha herrlich :) Herzlichen Glückwunsch!
AntwortenLöschenIch glaube als Arzt ist man selbst eh immer der schlimmste Patient oder Angehörige, weil man selbst zu viel weiß und alles in Frage stellt :)
Glückwunsch du Angeberproll! ;-)
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