Maincharacter: Lola

Als meine kleine Schwester Lola zur Welt kam, dachte sich die Lottofee der Genpoolvergabe: Der verpassen wir mal das absolute Gehör, platinblonde Haare, große Brüste und einen stilsicheren Griff zu hippen Klamotten.
 Als ich drei Jahre vorher an der Reihe war, dachte sie sich dagegen: der Ollen verpassen wir das Rhythmusgefühl eines Elefanten nach Verzehr von angegorenen Amarulafrüchten, straßenköter-blondes Haar, Mikrotitten, sowie Dehnungsstreifenbildung ab einem  BMI von 25 und einen totsicheren Griff ins Klo, bei der Auswahl ihrer potenziellen Ehemänner. Naja wollen wa mal nicht so sein: vielleicht noch ne kleine Schippe Grips oben drauf als Ausgleich.


Wer hätte anfangs gedacht, dass wir eines Tages mal beste Freundinnen werden. Ditte sah mal ganz anders aus:
 Mit 6 hab ich sie einmal fast umgebracht, weil ich der Meinung war, man müsste ihr dreckiges Mundwerk mal ordentlich mit Shampoo ausspülen. Den Anblick, wie ihr beim Schreien die Seifenblasen aus dem Mund schwebten, werde ich nie vergessen. Den Popoklatsch mit Anlauf von Udo danach auch nicht.

In der Pubertät fand der Gegensatz unser Persönlichkeiten schließlich seinen Höhepunkt: ich konzentrierte mich aufs Abi, machte klasse Spieleabende mit meinen Nerdfreunden, spielte auf Schulkonzerten leidenschaftlich Blockflöte und trug mit 19 noch Zahnspange. 
Lola dagegen spielte E-Gitarre in der Schulband, veranstaltete Sturmfrei-Zeltgelage in unserem von Udo penibel gepflegten Garten und war mit  „den Coolen“ befreundet. Uhuuu.

Als wir beide Anfang 20 waren, machten wir eine Zeltgruppenreise durch die USA und teilten uns ein Zelt. Gleich am ersten Morgen, als wir uns im Dunkeln mit den Zeltstangen verkloppten und Lola brüllte „Du machst das vollkommen falsch du Wichser!“ – „Fick dich du Arsch!!“, fiel den Mitreisenden auf: „Ach ihr seid gar keine Freundinnen! Ihr seid Geschwister oder?“ „Jo.“ 

Das gute an Geschwistern ist: Man kann ehrlich sein, ("Anna du musst wirklich mal abnehmen jetzt.") sich auf übelste Beleidigungen an den Kopf knallen oder sich Monate lang nicht melden – man bleibt immer noch verwandt. Außerdem ist man jahrelang durch die gleichen zwei Knallköppe sozialisiert worden. Das prägt und schweißt zusammen.

 Im Laufe der Jahre haben sich gewisse Insiderwörter zwischen uns etabliert, die nur wir verstehen. Zum Beispiel hatte Udo mal einen Gärtner in sein Reich gelassen, der mittags bei uns klingelte: „Entschuldigung, aber den Walnussbaum kann ich nicht beschneiden! Da sitzt ne Ringeltaube in ihrem Nest und hat Legedruck.“ „Aha.“ 
Seit dem ist das Wort Legedruck alias L.D. für uns die Abkürzung für: „Ich muss dringend kacken.“ Und weil das kein anderer versteht kann man sich das, wenn man hintereinander im Stau an der Ampel steht, auch beruhigt mal zubölken: „Ich hab den übelsten L.D.!! Fahr mal schneller!“ Herrlich.

Mittlerweile sind aus zwei Erzfeindinnen Soul Mates mit gleichem Freundeskreis geworden, die sich notfalls auch nur mit Blicken verstehen. Ich weiß nicht was ich ohne Lola machen würde, wenn ich mich mal wieder Herz über Kopf in eine Männergeschichte reinsteigere, ohne dass sie mir im Club ins Ohr raunt: „Du blamierst dich gerade völlig.“ Oder ich nach der Pleite in ihrem Bett schlafen dürfte, sie mir die Haare krault und flüstert: „Ach Anna, vergiss doch den Jaust.“ 
 Irgendwie kommt es mir so vor, als hätte sie mittlerweile die Rolle der Vernünftigen eingenommen. Seltsam. Gleich gehen wir zusammen feiern und sie ist meine Wingwoman. Drückt uns die Daumen, dass ich morgen nicht verheult zwischen Lola und Fred aufwache.




1 Kommentar:

  1. Wingwomen? Oh verdammt! Und ich dachte den Scheiss gibt es nur unter Männern! Haha!
    Viel Spass euch!

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Na was sachste dazu, Babe?