Welcher Lerntyp bist du?

So kurz vorm Staatsexamen, fallen mir verschiedenste Marotten auf, die sich bei mir und meinen Leidensgenossen einschleichen. Diese Beobachtungen brachten mich zu folgender Kolumne:

Welcher Lerntyp bist du?

 

Die Durchorganisierte macht sich frühzeitig einen akribisch ausgetüfftelten Lernplan auf ihrem

Organizer, der jede Minute bis zum Examen perfekt durchstrukturiert. Von Pipipause bis Mama´s Geburtstag wird alles berücksichtig und per Alarmfunktion eingeläutet. Vor dem Schlafen gehen hört sie sich das Gelernte, mittels Streber-Audio-App, nochmal über Kopfhörer an. Sie ist 3 Wochen vorm Examen mit dem Lernstoff durch, und wiederholt alles nochmal intensivst. 

Der charmante Chaot macht nach dem Semester erstmal ausgiebigst Partyurlaub, denn Malle ist nur einmal im Jahr, und fängt dann 2 Monate später als alle Anderen an, lässig durch die Kurzlehrbücher zu blättern. Wenn er zwei Tage vorm Examen merkt, dass das so nichts wird, ruft er seine Verflossene (Typ Durchorganisiert) an und fragt sie, ob er beim Tag der Tage neben ihr sitzen dürfe, denn sie hätte ihm immer so viel Glück gebracht. Natürlich kommt er mit der Masche durch und schreibt einen Punkt besser als die Tussi, denn coole Leute haben einfach Glück und die Durchorganisierte wirft ein so uneingeplantes Ereignis total aus der Bahn.

Die Gammlerin mutiert in der Lernphase zum absolutem Messie und ihre Optik gleicht der eines Heimatlosen. Sie trägt die kompletten 100 Tage bis zum Examen dasselbe „Ferienzeltlager-1996-T-shirt“ , denn: Halloo??Wozu sich schick machen? Sieht doch eh keiner. Zähne putzen und duschen wird auch überbewertet – einfach mal Mensch sein – lautet ihre Devise. Nach jeder gelesenen Seite, belohnt sie sich mit einer Schokoladeneinheit und  am Pizzaservicetelefon wird sie nur noch kumpelhaft „Wie immer?“ gefragt. Während der Prüfung sitzt komischer Weise niemand neben ihr und die Prüfungsaufsicht versprüht beim Perso-Check unauffällig etwas Deo hinter ihrem Rücken. Auf die Fragen kann sie sich leider, wegen der 5 Schmeißfliegen, die um ihren Kopf kreisen, nicht konzentrieren und fällt durch.

Der Social-Network Junkie geht früh morgens mit Ipad und Smartphone bewaffnet in die Bib und macht einen auf übelst wichtig und hochkonzentriert. Wenn man ihm aber mal über die Schulter lukt, sieht man 10 offene Tabs. Facebook, Twitter, Skype, Instagram, Whats-App… und beim „Lernen“ wischt er mit einer Hand noch beiläufig die Fratzen bei Tinder zur Seite, während die andere im Sekundentakt mit  F5 Facebook aktualisiert. Nach jeder gelesenen Seite wird erst mal was gepostet um dem Stress Luft zu machen, ala „Ich brauche keine Freundin, die Uni f***t mich jeden Tag“ „Oder Mr. X ist gerade hier: Zentralbibliothek.“ Untermalt wird das ganze mit einem busy aussehendem Selfie. Natürlich fällt er durch, was er erstmal bei Facebook mit „Fuck Alta – durchgefallen!“ verkündet. Wenigstens bekommt er viele Mitleidsbekundungen in den Kommentaren, was ihn wieder etwas beruhigt.

Der Verrücktmacher fängt schon Monate vorher mit Lernen an und macht alle Leute verrückt. Vor lauter Freunde anrufen und rumjammern kommt er zu nichts. Insgeheim versucht er mit seinen Anrufen die Anderen auch vom Lernen abzuhalten. Auch bei der Auswahl der Prüfungsvorbereitungsmöglichkeiten verzettelt er  sich vollkommen, indem er alle Themen in X verschiedenen Büchern nachliest und am besten noch den neusten Stand der Forschung bei pubmed checkt. Hängen bleibt bei soviel Input leider nicht so viel – was ihn noch mehr zur Verzweiflung treibt.

Der Hypochonder denkt bei jedem Krankheitsbild: „Moment??! Genau diese Symptome hatte ich doch letztens auch!!“ Der Leberfleck an meinem kleinen Zeh sieht verdächtig nach einem malignem Melanom aus und meine Lymphknoten ziepen nach dem Saufen immer enorm (Hinweis auf Morbus Hodgin = Krebs)!! Das muss erst mal abgeklärt werden. Per Whats App schickt er seinen Freunden Bilder seines winzigen, schon vom Weiten harmlos aussehenden, Muttermals und meldet sich in diversen medizinischen Laienforen an. Vor lauter Angst vergisst er das Lernen und fällt durch. Natürlich ist er kern-gesund.

Die sich-selbst-Bescheißende macht tausend vorbildliche Sachen. Außer Lernen. Im Fitnessstudio ist sie Dauergast, ihre Wohnung ist blitzblank und sämtliche Vorsorgeuntersuchungen bei diversen Fachärzten wurden erledigt. Sie bekommt damit ein Gefühl des „Man-bin-ich-klasse-seins“ obwohl das eigentliche Ziel dabei immer mehr in die Ferne rückt. Vor dem Prüfungsgebäude erntet sie anerkennende Blicke und Komplimente über ihre verlorenen Kilos und perfekt manikürten Fingernägel. Bringt ihr leider einige Minuten später nischde mehr.

 Na habt ihr euch wiederentdeckt? Die Typen gelten nicht nur fürs Hammerexamen der Medizin, sondern finden sich auch in jeder Bachlorarbeit,- oder Klausurphase. Ich muss sagen, ich hab alle Typen durchprobiert. Am besten fährt man mit nem Mix aus Allen. 

Oder fällt euch noch ein anderes Exemplar ein, das ich vergessen hab?