Das Wandern ist des Fähres Frust.

Montag vor einer Woche fingen an meinem Spital 3 neue Unterassistentinnen an. Zwei davon sollten bei mir einziehen. Ich war die letzten Tage zu faul zum Rauchen auf den Balkon zu gehen, außerdem regnete es in Strömen, und so qualmte ich verbotener Weise im Wohnzimmer, alles andere wäre ja Quatsch. Um mich herum stapelten sich die Pizzakartons, leere Bierdosen und gebrauchten Unterbuchsen.  Das räum ich dann am Samstag alles auf, die werden ja wohl erst Sonntag anreisen bestimmt.
Herzlich Willkommen!

Was macht jede Single-Frau wenn sie weiß, dass sie bald nicht mehr alleine in der Wohnung ist? Genau: Sie stellt ihren Vibrator auf volle Pulle, legt ihn unter ihre Bettdecke und guckt, ob man das Geräusch bei geschlossenen Türen in den anderen Zimmern hören kann. Man kommt sich dabei leicht krank vor, aber Leude: Mein Sexleben bleibt safe.

Als ich dann Freitagabend abgekämpft in mein Chaos-Reich trat, war schon Licht an. Ups. Lena war extra schon früher angereist um sich schon mal etwas einzuleben. Wir merkten gleich: Wir sind auf einer Wellenlänge: Sie hatte Rotwein zum Einstand mitgebracht (damit kann man mein Herz ja immer gleich erobern), wir sind beide keine Ordnungsfanatiker, da Putzfrau-verwöhnte-Arztblagen, sind Essensnazis (wenn uns jemand fragt ob er was von der viel zu großen Jumbopizza abhaben darf, kommt als Antwort ein klares: NÖ!)Wir verabscheuen darüber hinaus Kochen in der Gruppe, weil wir dann Angst haben nicht satt zu werden und brauchen nach der Arbeit beide kurz Zeit für uns alleine. Achja und wir reden morgens beide nicht. Das perfekte Team also. Während wir glücklich unsere Gemeinsamkeiten entdeckten, als wir Samstagnachmittag verkatert, vom Feiern  mit den Assis, auf dem Sofa saßen, sagte ich glücklich: „Hoffentlich ist die Dritte auch so wie wir! Das wird ne super Zeit!“ Plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss um, und ein korpulentes Mannsweib mit Wanderbotten und wasserabweisender Jack Wolfskin Jacke störte die traute Zweisamkeit: „HALLO JEMAND DA? Borr ich musste auf der Fahrt so oft pinkeln, sag ich euch: erst bei meiner Bekannten, dann in Fulda, dann noch mal bei MCDonalds und dann noch mal an einer Tanke. Ach dazwischen noch.. Moment wie hieß das noch gleich? …“ 
Alter wen interessiert es, wann du wo gestrullt hast.
 Erst mal den Redeschwall unterbrechen, und die Wohnung zeigen. Als ich meine Zimmertür öffnete (ich hatte alle Bierdosen, Pizzakartons und Unterbuchsen schnell in mein Zimmer geworfen, als Lena unverhofft da war) bemerkte die Neue, nennen wir sie Helga: „Hat hier ne Bombe eingeschlagen? Borr du hast ja ein Doppelbett! Wenn mein Mann mich mal besuchen kommt, tauschen wir dann die Zimmer? Und können wir mal die Küche sauber machen? Und das Bad?“ Achja: Helga ist 41 Jahre, verheiratet und ehemalige Rettungsassistentin. Mediziner wissen jetzt was für ein Typ Mensch, denn Rettungsassis sind so ein Schlach für sich. Und selbstredend bekommt sie mein Zimmer wenn ihr Knacker sie besucht (aber inklusive der Bierdosen ect). Ich kann ja wie gesagt nicht nein sagen (Außer wenns ums Essen geht). Ich werde dann an den Wochenenden erstmal schön den Rumänen nach Deutschland machen.

Mittlerweile haben wir uns aber gut eingespielt, Helga hat die Rolle unserer WG-Mutter eingenommen: kocht, putzt, bringt frisch gebackenen Kuchen ins Wohnzimmer, während Lena und ich mit Dosenbier auf dem Sofa chillen und das beste ist: Sie vergrault Willfried wenn er zum tausendsten mal Samstag Morgens klingelt um mit wir was zu machen.
Am Wochenende sucht sie uns gerne abgefahrene Wanderstrecken raus: „Anna willst du lieber zur Todesschlucht oder zu der 5-Seen-Wanderung?“  „Is mir Jacke wie Buchse - Du machst das schon. Du bist das Gehirn und ich der Körper, der den Fahrer macht.“ Bin nicht so der Wanderfuchs. Heute sind wir 5 Stunden zur Todesschlucht gelatscht, ich mit Kippe 10 Meter hinter den anderen hergekeucht und bei jedem kleinen Abhang rummgenervt: „Das soll die Todesschlucht sein? Hab jetzt so ne Art Gran Canyon erwartet, ist ja lamè. Wartet auf mich, ich will ein Selfie mit der Kuh da vorne machen!!! Ah da vorne ist ne Wirtschaft, wer hat Lust auf nen Löschzwerg?“ Leider hatte niemand Lust auf ein Wegbier um 10 Uhr morgens. Komisch. Natürlich hatte ich als einziger keinen Proviant geschmiert und war dementsprechend nökkelich und Sonnencreme wird auch überbewertet. Ratet wer jetzt aussieht wie eine rote Krabbe und Helgas ganzen Käsestullen aufgemampft hat...



 Aber ich muss echt sagen, so langsam kristallisiert sich mein letztes Tertial, als das beste von allen heraus: geile Arbeit, super Kollegen, geile Parties, mega Natur vor der Haustür, hammer Wohnung, tippi toppige Lehre, krasse Kohle: SUPERGEIL!Schade nur noch ein Monat, dann gehts zurück nach Hause.

1 Kommentar:

  1. Hallo ich bin noch da! :-)
    Hatte lange keine Zeit was bei Dir zu lesen... habe ich jetzt nachgeholt!
    Wollte auch nur mal schnell Grüße loswerden.

    Ciao Lotte

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Na was sachste dazu, Babe?