Not macht erfinderisch.

Heute war also mein erster Tag auf der schweizer Gynäkologie Station.

 Fing schon vielversprechend an: Ich kam pünktlich um kurz vor halb 8 zum Schwesterntresen und fragte: 

„Guten Morgen, bin die neue Unterassistentin, wo ist noch mal dieser Morgenreport?“

„Grützi Anna, du meinst den Rapportli? Der ischt die zweite Türe links!“ 

Krass die hatte sich doch glatt meinen Namen gemerkt, obwohl ich mich Freitag nur kurz vorgestellt hatte. 

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Nach der Frühbesprechung wurde sich quasi drum gerissen wem ich den Tag über am Arsch kleben darf:

 „ Du kannst gerne mit mir in das Ambi gehen“ – „Nein die Anna kommt mit mir in den Gebährstuben, des ischt viel interessanter am ersten Tag.“ 

 (Keine Ahnung was ein Ambi ist, aber ich bin dann mal mit in den Stuben gegangen.) Sowas bin ich von der Unfallchirurgie in meiner deutschen Unistadt gar nicht gewohnt:

 „Der Letzte muss die PJlerin mitnehmen – BINS NICHT!!!“ – war da eher Gang und Gebe.

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Die anderen Ärzte waren durch die Bank weg weiblich (und ich hatte mich schon auf heiße Ärzte in meinem Alter gefreut, aber die trifft man in der Gyn bekanntlich selten und dann haben die meistens ein Rad ab)

und alle super nett. Da wird’s in Zukunft schwer meine gewohnt spöttischen Berichte zu verfassen. Die eine Oberärztin saß sogar im Dirndl beim Rapportli und der Fortbildungsvortrag wurde extra wegen mir auf hochdütsch vorgetragen.

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Im Kreissaal konnte ich dem Kinderarzt bei der Arbeit über die Schulter luhren (wie man hier sagt). Ich dachte schon ich hätte mich in der Tür geirrt und wäre ausversehen im Kasperletheater gelandet :

 „Hat das Bübli heute schon Kackerli gemacht? Öhrli, Näsli, Bäuchli alles superle – und auf wiederluhre!“

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Ich kam sogar zum Mittagessen: Wie gewohnt lud ich mir den Teller bis zum Rand voll und wunderte mich schon warum die anderen  nur verhalten ein paar einsame Salatblättchen auf ihrem Schälchen drapierten. An der Kasse dann das Böse erwachen: Das Zeug wurde abgewogen. 14,50 Franken kostete mein 1,5kg schwerer Teller. Und ich dachte ich komm mit nem Zwanni die Woche über klar. Da lob ich mir doch meine alte Mensa, wo die PJler sich ein kostenloses 3 Gänge-Menü + Getränk aufladen durften. 

Zum Rauchen bin ich auch nur einmal gekommen. Vielleicht schaff ich es ja echt damit aufzuhören. In meinem Apartment ist stricktes Rauchverbot, aber ich hab jetzt einen Trick rausgefunden wie man absolut nix riecht: Einfach die Dunstabzugshaube in der Pantryküche auf volle Pulle drehen und sichs dort drunter gemütlich machen. Also da kann die Vermieterin dann echt nicht meckern. Not macht halt erfinderisch.

 Ich hab jetzt auch gelernt wie man sich ein sättigendes Mal zubereitet ohne Gewürze und Fett im Haus. Man nehme ein Kilo tiefgefrorenes Hähnchengeschnetzeltes und klaube sich je nach Hunger ein paar Schnetzel raus und lege sie in einen Topf den man mit Leitungswasser benetzt. Dann macht man sich dazu noch ungesalzene Pellkartoffeln und isst vorgewaschenen Salat ohne Dressing. Bei Bedarf kann man alles noch in Kräuterfrischkäse dippen den man eigentlich fürs Frühstück eingeplant hat. Fertig.

 Ich hoffe mit diesen Survivaltricks überlebe ich dieses Tertial einigermaßen.